Invenda, das 2017 gegründete Tech-Startup aus Luzern ist trotz schwieriger Marktsituation auf der Überholspur unterwegs. Mit Showrooms will das international tätige KMU seine Innovationskraft fühl- und erlebbar und die intelligenten Verkaufsautomaten in der ganzen Welt bekannt machen.
Jedes Kind kennt sie – die Verkaufsautomaten im Bahnhof, in der Mall des Shoppingcenters, an der Bushaltestelle oder sonst an einer belebten Ecke. Mit ein paar Batzen kann man sich schnell mit einem Riegel, einem süssen Snack oder sonst einer leckeren Zwischenverpflegung versorgen. Doch viele Maschinen sind in die Jahre gekommen, wirken schmuddelig und verstaubt und technisch absolut veraltet. «Die Umsätze sind rückläufig. Das ist kein Wunder, wenn die Kunden für ein positives Shoppingerlebnis lieber in einem Laden oder auf dem Handy einkaufen», erklärt Jon Brezinski, CEO der Invenda Group AG. Er und sein Team ist daran, dies zu ändern: «Die Produkte werden mit Touchscreen völlig neu präsentiert, Sensoren und Datenanalysen von Invenda erkennen die Wünsche einer Person, die vor dem Automaten steht. Mit der neuen Gamification lassen sich Ideen und unvergessliche Erlebnisse kreieren.» Brezinski kommt ursprünglich aus den USA, wohnt aber seit 22 Jahren in der Schweiz und gründete 2017 das Startup mit Hauptsitz in Luzern. Der Doppelbürger versucht seit der Gründung von Invenda das Beste aus beiden Welten zusammenzubringen: Die Begeisterung und die ambitionierten Ideen aus seinem Heimatsland, gepaart mit einer Prise Bescheidenheit und Verantwortung. Diese Tugenden vermittelt er tagtäglich seinem wachsenden Team von Software- und Hardware-Entwicklern, Sales- und Marketingleuten. «Unser Ziel ist es, das globale Ecosystem der automatisierten Verkaufssysteme zu werden und die ganze Prozesskette einer automatisierten Lösung abzudecken – modular und mit den höchsten Anforderungen an IoT-Systemen.»
Das Tech-Startup trifft mit seinen Produkten exakt den Nerv der Zeit und konnte im letzten Jahr seinen Umsatz um das Dreifache steigern. Möglich machte dies eine hohe Skalierbarkeit des Software-Businesses und Grossbestellungen von Kunden, die mit der IoT-Software und Hardware von Invenda ihr Retail-Business digitalisieren wollen. Dazu Bezenski: «Grosse Operatoren wie Selecta oder Fast Moving Consumer Goods FMCG wie Mars haben gemerkt, dass sie mehr auf innovative, neue Systeme setzen müssen und mussten während der Pandemie ihre Businessmodelle überdenken.» Und er ergänzt: «Investoren sind überzeugt, dass auch immer mehr Retail-Firmen Interesse an Automated-Retail-Lösungen haben, die früher nichts in diesem Bereich gemacht haben wie beispielsweise Lindt.
Invenda Produkte gelten als disruptive Technologien und werden die herkömmlichen Angebote verdrängen. Kein Wunder: Ein flexibles Startup mit flachen Hierarchien, ein Team, das sich proaktiv einbringt und ein visionärer Chef. Dazu eine innovative, skalierbare Software, welche dank Promotionsmöglichkeiten direkt am Automaten sowie Datenanalyse und permanenter Inventarkontrolle zu signifikant höheren Umsätzen und Effizienzsteigerung beiträgt, so liest sich die DNA von Invenda – beste Voraussetzungen als Leader an der Spitze mitzuhalten.
Aus dem Dornröschenschlaf erwecken
Das Unternehmen hat sich auf den Verkauf von IoT- Lösungen und ihrer Software as a Service spezialisiert. Die dazu entwickelten Apps für das Kunden Erlebnis und eine CMS-App für die Operators haben schon Firmen wie Mars, Selecta oder Coca-Cola überzeugt. Der Erfolg der Software und Hardware von Invenda Group ist ein Volltreffer: Die IoT-basierte Technologie vernetzt Werbung, Konsument und Produkt miteinander, was zu einer einzigartigen Consumer Experience führt. «Snackautomaten sind Dinosaurier, die sich nie weiterentwickelt haben», so Brezinski. «Dabei steckt enorm viel Potential in diesem Markt, der sich schon vor Corona im Dornröschenschlaf befunden hatte.» Doch waren die fehlenden Pendler und Umsatzeinbrüche für viele Marken wie Coca-Cola oder Mars Wrigley Anlass, sich noch tiefer in die Modernisierung des Verkaufsautomaten-Business zu stürzen.
Das kommt nun Invenda zugute. Das Unternehmen hat während der Corona-Krise die Verkaufsautomaten ins 21. Jahrhundert gebracht, indem es ihre Software und Hardware weiterentwickelt hat. Und diese lassen sich sehen: Die Invenda -Verkaufsautomaten sind kontaktlos bedienbar. Vom Auswählen des Produkts über die Bezahlung bis hin zum Entgegennehmen des Produkts muss der Konsument die Maschine nie berühren. Dazu Brezinski: «Wir verwandeln sie in intelligente Geräte, die mit der Cloud verbunden sind und die Vorteile der Künstlichen Intelligenz und dem Internet der Dinge voll ausschöpfen. Unsere Lösungen kombinieren auffällige Digital Signage und interaktive Produktdisplays, um Verbraucher anzuziehen. Maschinen sind mit intelligenten Sensoren ausgestattet, immer verbunden und können aus der Ferne verwaltet werden.» Der Konsument wird dank intelligenter Software viel besser beraten. «Zudem erfahren die Kunden alles über ein Produkt, weil wir auf dem grossen Bildschirm nicht nur Werbung und Promos zeigen können, sondern eben auch Informationen über Zutaten, Nährwerte etc. Es ist wie ein grosses Ipad», sagt Berezinski.
In Kürze sollen dann ebenfalls der Invenda Smart Fridge, die Smart Mini Bar und der Smart Kiosk in den Showrooms Einzug halten. Diese Produkte sind ideal für Büros oder Hotels, wo ein Mitarbeiter und Gast per QR Code in seinem Handy Browser das Produkt auswählen und bezahlen kann. Nach der Zahlung öffnet sich der Kühlschrank und der Kunde kann sein Produkt selbst rausnehmen. «Dies ist eine simple und kostengünstige Art und Weise Produkte zu verkaufen. Die Kühlschränke sind sehr einfach zu personalisieren und können auf jede Grösse oder Spezifikation angepasst werden», so Brezinski.
Nutzer stehen im Vordergrund
Qualität und Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung der Automaten. Dazu Brezinski: «Wir legen grossen Wert darauf, alles gut zu testen, so dass es vom Labor in die Praxis umgesetzt werden kann. Deswegen führt unser Team einen automatisierten Test mit über fünfzigtausend Transaktionen durch.» Das Invenda-Team wächst laufend um viele schlaue Köpfe. Abgedeckt werden die Bereiche Entwicklung, Sales und Marketing. «Wir haben Büros in der Schweiz, Schweden, Serbien und Hongkong mit einem weltweiten Partnernetz für Sales Distribution, Implementation und Manufacturing.» Wichtig ist dem innovativen CEO eine gesunde Feedback-Kultur zu leben, wo es auch Platz für Kritik geben darf. «Dadurch werden die Produkte, aber auch wir selbst, immer besser. Ausserdem nehmen wir die Feedbacks unserer Kunden sehr ernst und können diese schnell implementieren.» Die Produzenten der Hardware werden sehr sorgfältig ausgesucht, produziert werden die Automaten in Serbien, wo auch ein Grossteil der Entwickler arbeiten.
Invenda reagiert schnell auf Veränderungen im Markt. So bleibt das Start-up wettbewerbsfähig: «Unsere Software ist modular, deshalb können wir Unternehmen bei verschiedensten Herausforderungen helfen und decken dadurch einen Grossteil der Branche ab.» Zum Erfolgsrezept von Invenda gehört auch der starke Fokus auf die Nutzer: «Sie stehen für uns immer im Vordergrund. Das kann der Konsument oder Käufer sein, aber auch der Techniker und das Back-Office-Team – alle sollten eine möglichst optimale Erfahrung haben», betont Brezinski.
Das Zukunftspotenzial der Branche ist enorm. Es gibt nur wenige Firmen, die annähernd ein ähnliches Produkt herstellen. «Denken Sie an die 15 Millionen existierenden Verkaufsautomaten weltweit, welche bald ersetzt werden müssen. Es können auch neue Möglichkeiten geschaffen werden für Kunden wie Lindt, die nur in Premiumlösungen investieren», so Brezinski, der bereits Expansionspläne für die Zukunft in der Schublade hat: «Wir haben hier in der Schweiz angefangen und uns stark auf den Heimmarkt fokussiert. Wir möchten nun auch den amerikanischen Markt erobern. Wir sind gewappnet für sämtliche Business Cases weltweit.» Dass es funktioniert, beweist die kürzlich eingegangene Grossbeteiligung von Mars Wrigly.
Corinne Remund
SHOWROOM IN OBWALDEN
Komplexität einfach zeigen
Da die Automated Retail-Lösungen sehr vielseitig und komplex zu beschreiben sind, will Invenda überall dort Showrooms eröffnen, wo ihre Kunden tätig sind. «Wir haben gemerkt, dass Kunden unser Produkt erleben müssen. Denn wer weiss schon, wie cool es ist, ein Schoggistängeli an einem IoT-Automaten zu kaufen? Niemand, weil man es eben noch nie erlebt hat», erklärt CEO Jon Brezinski. Der erste und einzige Showroom in der Schweiz steht in Alpnach Obwalden, im Gebäude der Organisation Startup Pilatus. Damit will Invenda Innovationskraft erlebbar machen. Ebenfalls kann er für Veranstaltungen genutzt werden. Das coole Startup-Ambiente und die Hightech-Maschinen, welche die Gäste nicht nur mit feinen Snacks, sondern auch mit Augmented Reality-getriebenen Games unterhalten, sorgen für ein unvergessliches Erlebnis.
Der Fokus bezüglich weiterer Showrooms ist aktuell auf Europa und die USA gerichtet. Dass es auch in Stockholm einen Showroom gibt, ist gemäss Brezinski kein Zufall: «Schweden ist ein modernes Land, wo Innovation und zukunftsträchtige Technologien Platz haben.» Zudem sind die vielreisenden Schweden Pioniere, was das bargeldlose Zahlen anbelangt, und dadurch überaus interessant für die Automated-Retail-Industrie.
CR