Eins aufs Dach zu bekommen tut gut!

    NLB-Eishockey-Analyse: Vergleich Qualifikations-Endphase und Meisterrennen

    Wer im Frühling in den Eishockey-Playoffs NLB-Meister werden will, muss einstecken können. In diesem Jahrzehnt fing fast jeder spätere Meister im Januar oder Februar in der Qualifikation eine Klatsche ein. Wichtig ist dabei, dass ein Spitzenteam nach einem solchen Tiefschlag zu einer Reaktion fähig ist und auf die Playoffs hin den berühmten Schalter betätigen kann. In diesem Jahrzehnt holten die späteren NLB-Meister in den letzten Qualifikationsspielen im Januar und Februar im Durchschnitt stets zwischen 1,79 und 2,23 Punkte.

    (Bild: Raphael Galliker) Sie sind das Salz in der NLB-Suppe und dies schon seit einem Jahrzehnt: Die Derbies zwischen dem EHC Olten und dem SC Langenthal. Hier eine Szene aus dem NLB-Qualifikationsspiel, das Olten am 23. September 2008 zu Hause gegen Langenthal mit 2:1 gewinnen konnte.

    Ein Vergleich der Leistungen in den letzten Qualifikationsspielen, also in den Monaten Januar und Februar, mit jenen ganz am Schluss der NLB-Eishockey-Meisterschaft, zeigt Erstaunliches auf. In diesem Jahrzehnt gewann erst ein Team den NLB-Meistertitel, das zuvor Qualifikationssieger geworden war. Ebenfalls erst ein späterer NLB-Meister konnte zuvor im gleichen Jahr (Januar und Februar) in der Qualifikationsendphase richtig brillieren.

    Ausnahme SCL Tigers
    Das einzige Team, das in diesem Jahrzehnt NLB-Meister wurde und zuvor Qualifikationssieger geworden war, sind die SCL Tigers. Die Langnauer holten in der Saison 2014/15 in den letzten beiden Qualifikationsmonaten aus 17 Spielen 31 Punkte, was einem Durchschnitt von 1,82 Punkten entsprach. Dank zusätzlich sehr guten Leistungen im alten Jahr reichte dies zum Qualifikationssieg. Und das, obwohl die Langnauer das letzte Qualifikationsspiel zu Hause gegen Red Ice Martigny mit 2:4 verloren und am 13. Januar 2015 in Langenthal gleich mit 2:10 geohrfeigt worden waren. Den Playoff-Final gewannen die Emmentaler mit 4:3-Siegen gegen den EHC Olten.

    Souveräner EHC Visp
    In diesem Jahrzehnt als einziges Team bisher zweimal den NLB-Meistertitel holte der EHC Visp. Die Oberwalliser wurden in der Saison 2010/11 souveräner Meister, dies dank einer 4:0-Playofffinal-Siegesserie gegen den Lausanne HC. In der Qualifikation hatten die Visper nur Platz 6 belegt. So weit hinten war in diesem Jahrzehnt kein anderer späterer NLB-Meister qualifiziert. Die Visper waren mit 29 Punkten aus 13 Januar- und Februar-Spielen mit einem Durchschnitt von 2,23 Punkten das beste Meister-Team des Jahrzehnts am Ende der Qualifikationsphase. Aber selbst hier bestätigte sich eine fast unheimlich anmutende «Regel»: Der spätere NLB-Meister verlor das letzte Qualifikationsspiel (3:4 in Olten).

    Der EHC Visp ging auch in der Saison 2013/14 im letzten Qualifikationsspiel zu Hause gegen die GCK Lions mit 1:3 als Verlierer vom Platz, hatte zuvor vor allem dank 25 Punkten aus 13 Januar- und Februar-Spielen (1,92 Punkte im Durchschnitt) in der Qualifikation wenigstens noch Platz 5 ergattern können. In den Playoffs drehten die Oberwalliser mächtig auf und gewannen die Finalserie gegen die SCL Tigers 4:3. Die Konkurrenz in der Gegenwart sollte also gewarnt sein: Denn die sehr schwach in die Saison 2015/16 gestarteten Visper kamen nach zwei Trainerwechseln nun unter dem ehemaligen EHC Olten-Coach Scott Beattie so richtig in Schwung und scheinen bereit zu sein, um wiederum erfolgreich Playoff-Geschichte zu schreiben.

    Spätzünder Lausanne HC
    Als regelrechten Spätzünder erwies sich in der Saison 2012/13 der Lausanne HC. Die Waadtländer starteten sehr bescheiden und zeigten sich auch noch im Januar und Februar 2013 als launische Diva. So gab es am 27. Januar 2013 eine 0:4-Heimniederlage gegen Langenthal und am 6. Februar 2013 in Olten eine 4:9-Schlappe. Die Lausanner gewannen jedoch danach die letzten vier Qualifikationsspiele und waren damit der einzige spätere NLB-Meister, der in diesem Jahrzehnt das letzte Qualifikationsspiel gewinnen konnte. Dazu reichte der 4. Qualifikationsplatz. Die Lausanner wiesen mit 1,79 Punkten (25 Punkte aus 14 Januar- und Februar-Spielen) zudem den tiefsten Neujahres-Punktedurchschnitt aller späterer NLB-Meister auf. Nach den 4:0-Playofffinalsiegen gegen den EHC Olten stiegen die Lausanner danach in die NLA auf. Das sollte in der Saison 2014/15 ebenfalls noch den SCL Tigers gelingen. So gesehen konnte bisher in diesem Jahrzehnt immer jenes Team einen NLA-Aufstieg feiern, das sich zuvor im Playoff-Final gegen den EHC Olten im Kampf um den NLB-Meister durchgesetzt hatte. Anders gesagt: Die Powermäuse haben eine sehr gute Chance wieder in die NLA aufzusteigen, wenn sie sich den NLB-Meistertitel selbst holen sollten, denn in diesem Jahrzehnt machten sie den Playoff-Finalgegner jeweils NLA-tauglich.

    Kaltblütige Langenthaler
    In diesem Jahrzehnt war der Lausanne HC mit drei Playoff-Finalteilnahmen das erfolgreichste NLB-Team. Die Waadtländer haben sich mittlerweile nach ihrem Aufstieg im Frühling 2013 in der NLA unter dem früheren Langenthal-Trainer Heinz Ehlers etabliert. Ehlers war es dann auch, der mit dem SC Langenthal in der Saison 2011/12 NLB-Meister wurde. Dies dank eines 4:2-Playofffinal-Sieges gegen Lausanne. In der Qualifikation hatte der 2. Platz herausgeschaut (26 Punkte aus zwölf Januar- und Februar-Partien hatten einen Durchschnitt von 2,17 Punkten ergeben), obwohl das letzte Qualifikationsspiel zu Hause gegen Lausanne 0:3 verloren ging. In der Partie zuvor (5. Februar 2012) hatten die Langenthaler überdies in Olten eine 1:4-Niederlage kassiert. So gesehen könnten die Langenthaler ja sagen: Wir leisten uns heuer in den letzten Qualifikationsspielen zu Hause gegen Hockey Thurgau (am 9. Februar 2016) und in Martigny (am 13. Februar 2016) je eine Niederlage, um am Schluss der Qualifikation auf Platz 2 zu landen, damit das Meistermärchen aus der Saison 2011/12 wieder wahr werden könnte.

    Unstabiler EHC Olten
    Da man ja nie weiss, wann die Verbandsverantwortlichen ihre in höchstem Masse zweifelhafte Absicht, eine geschlossene NLA zu machen, umsetzen, muss sich der EHC Olten in Sachen NLA-Aufstieg beeilen. Punkto Infrastruktur wären die Oltner für einen NLA-Aufstieg bereit, wohl auch punkto Team-Qualität, doch die Leistungen hinken in der Saison 2015/16 bisher den hohen Erwartungen hinterher. In diesem Jahr folgte einem Sieg meist eine Niederlage, doch der Durchschnitt lag stets um die 1,8 Punkte herum. Dies reichte in diesem Jahrzehnt bisher immer zum späteren NLB-Meistertitel. Egal auf welchem Platz der EHC Olten die Qualifikation 2015/16 beenden wird, entscheidend sein wird, dass er den berühmten Playoff-Schalter in die richtige Richtung drehen kann.

    NLA-Aufstieg, am besten jetzt
    So richtig bereit für den NLB-Meistertitel war der EHC Olten in diesem Jahrzehnt aus Sicht der oben genannten Faktoren eigentlich nur in der Saison 2012/13. Es war das einzige Mal in diesem Jahrzehnt, dass die Oltner in den Januar- und Februar-Qualifikationsspielen einen Schnitt von mehr als 1,8 Punkten pro Spiel (26 Punkte aus 14 Spielen ergaben 1,86 Punkte im Durchschnitt) aufwiesen. Und mit 3:7 bei den GCK Lions (25. Januar 2013) und einem 9:4-Triumph gegen Lausanne (18. Januar 2013) gab es auch die fast schon erforderlichen Höhen und Tiefen am Ende der Qualifikation. Die Oltner verloren jedoch das Playoff-Finalduell gegen Lausanne mit 0:4. Denn in der letzten Saison, in der der EHC Olten zwei Matchpucks vergab und am Schluss die Playoff-Finalserie gegen die SCL Tigers 3:4 verlor, holten die Oltner in den 15 Januar- und Februar-Qualifikationsspielen lediglich 17 Punkte, was einem Durchschnitt von 1,13 Punkten entsprochen hatte. Dieser Punktedurchschnitt war zu tief, um am Ende NLB-Meister zu werden. Will der EHC Olten also NLB-Meister 2015/16 werden, muss er aus den 14 Januar- und Februar-Qualifikationsspielen heuer mindestens 25 Punkte holen. Klar, danach müssen auch noch erfolgreiche Playoffs her, doch statistisch gesehen wird mit einer Top-Performance im Januar und Februar die Grundlage für einen später erfolgreichen Playoff-Final gelegt.

    Raphael Galliker


    Die NLB-Meister in diesem Jahrzehnt

    Saison 2014/15:
    SCL Tigers Langnau
    Playoff-Final: 4:3-Siege gegen Olten
    In Qualifikation: 1. Platz
    Punkteausbeute Qualifikation 2015: 31 Punkte aus 17 Spielen
    Punktedurchschnitt Qualifikation 2015: 1,82 Punkte
    Besondere Ereignisse: Letztes Qualifikationsspiel verloren (2:4 zu Hause gegen Martigny), 2:10-Schlappe am 13.1.2015 in Langenthal.

    Saison 2013/14:
    EHC Visp
    Playoff-Final: 4:3-Siege gegen Langnau
    In Qualifikation: 5. Platz
    Punkteausbeute Qualifikation 2014: 25 Punkte aus 13 Spielen
    Punktedurchschnitt Qualifikation 2014: 1,92 Punkte
    Besondere Ereignisse: Letztes Qualifikationsspiel verloren (1:3 zu Hause gegen GCK Lions).

    Saison 2012/13:
    Lausanne HC
    Playoff-Final: 4:0-Siege gegen Olten
    In Qualifikation: 4. Platz
    Punkteausbeute Qualifikation 2013: 25 Punkte aus 14 Spielen
    Punktedurchschnitt Qualifikation 2013: 1,79 Punkte
    Besondere Ereignisse: 4:9-Schlappe am 6.2.2013 in Olten, 0:4-Heimniederlage am 27.1.2013 gegen Langenthal, letzte vier Qualifikationsspiele gewonnen.

    Saison 2011/12:
    SC Langenthal
    Playoff-Final: 4:2-Siege gegen Lausanne
    In Qualifikation: 2. Platz
    Punkteausbeute Qualifikation 2012: 26 Punkte aus 12 Spielen
    Punktedurchschnitt Qualifikation 2012: 2,17 Punkte
    Besondere Ereignisse: Letztes Qualifikationsspiel verloren (0:3 zu Hause gegen Lausanne) und gleich zuvor 1:4-Niederlage in Olten (5.2.2012).

    Saison 2010/11:
    EHC Visp
    Playoff-Final: 4:0-Siege gegen Lausanne
    In Qualifikation: 6. Platz
    Punkteausbeute Qualifikation 2011: 29 Punkte aus 13 Spielen
    Punktedurchschnitt Qualifikation 2011: 2,23 Punkte
    Besondere Ereignisse: Letztes Qualifikationsspiel verloren (3:4 in Olten am 6.2.2011).

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